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Lijiang, Shangri-La
Lijiang, Shangri-La: 19.06.2011
Nach unserem gestrigen Ausflug zum Jadedrachen Schneeberg, Yulong-Gletscher, hatten wir abends in Dayan etwas gegessen. Nach dem Frühstück wurden wir um 9:00 Uhr von He Yu-Mei abgeholt. Wir nahmen uns ein wenig Reiseproviant vom Frühstücksbuffet, denn es war ein langer Weg (173km) nach Shangri-La. Die Reise ging von einer Hochebene zur anderen Hochebene, was bedeutete: Lijiang liegt 2600m hoch und Shangri-La 3500m hoch. Uns erwartete also viel dünne Luft. Wir hatten unsere Sauerstoff-Sprayflaschen vom Vortag dabei, zur Vorsicht. Nachdem wir alles im Auto verstaut hatten, ging es los. Zu Shangri-La ist noch zu erwähnen, dass es bis 2001 ein fiktiver Ort war, der im Roman "Lost Horizon" (vom Schriftsteller James Hilten) in die westliche Kulturgeschichte eingeführt wurde. Das Buch erschien 1933, der deutsche Titel war unter dem Namen "Irgendwo in Tibet” erschienen. 2001, wurde" Zhongdian” offiziell von der chinesischen Regierung in Shangri-La für den Tourismus umbenannt. Unser Weg führte uns wieder am See des Schwarzen Drachens im Yuquan Park vorbei, durch kleine Dörfer, wo man einen kleinen Einblick in die Häuser machen konnte. Sie alle hatten einen Innenhof, umgeben von hohen Mauern, gebrannt aus Stroh und brauner Erde. Schmale Straßen, wo kaum zwei Autos nebeneiander passen. Wir hatten traumhafte Ausblicke auf die umliegenden Berge, den Ausläufern des Himalayas.
Mit dem Wetter hatten wir Glück, es war warm, viel Sonne und eine gute Weitsicht. Vorbei an Reis- und Gemüsefeldern, an Baumschulen, an kleinen Autowerkstätten, Baustoff- und Handwerksbetrieben. Es wird gewaltig in China gebaut,
ob Häuser oder Straßen. Überall, mal links, mal rechts von der alten Straße standen die Betonpfeiler für eine neue Straße oder Eisenbahn. Unsere Straße folte dem Jangtse River, der aus dem Wasser des Himalaya gespeist wird. Hier wurde an seinem Ufer gerade die Straße neu gebaut. So kamen wir nur im Schneckentempo voran und wurden vom Vordermann ordentlich eingestaubt. Kilometerweit. Es hörte nicht auf. Alles war unterwegs: Busse, LKWs. Baufahrzeuge und unzählige Radlader, die die Baustoffe transportierten. Es mögen wohl 50km gewesen sein, als wir den Jangtse überquerten. Ab hier wurde die Straße besser. Es ging weiter am Fluss entlang, bis auf der linken Seite ein kleiner Fluss die Straße unterbrach. Wir mussten nach links ausweichen. Ab jetzt ging es bergauf. Auf der rechten Seite sah man in die tiefen Schluchten. Die Aussicht auf die anderen Bergformationen waren unbeschreiblich. In weiter Ferne sah man riesige Bergmassive, umhüllt von ebenso schönen Wolkenbildungen. Alles erschien in einem satten Grün. An den Hängen waren die Felder in Terrassen angelegt, ein keiner Bergfluss suchte sich sanft seinen Weg ins Tal (der aber bei der Schneeschmelze wohl doch zum reissenden Fluss wird). Und immer wieder tauchten kleine Dörfer auf, oder kleine Schutzhütten für Mensch und Vieh. Es gab aber auch viele neue Häuser, aus Holz mit dicken runden Holzsäulen - einsam auf einer Wiese stehend, im alten Stil, aber mit modernem Dachaufbau. Ständig ging es bergab und bergauf, doch auf einmal öffnete sich eine gewaltige Ebene. Im Hintergrund stand ein gewaltiges Bergmassiv, von
Wolken umhüllt. Wir waren jetzt auf 3500m Höhe. Der herrliche Sonnenschein war sehr warm. Auf dem großen Plateau hielten wir an, um uns die Füße zu vertreten. Rinder und Pferde grasten auf den Wiesen und die Einheimischen saßen mit ihren Kindern am Straßenrand unterhielten sich. Einige webten Tücher. Kinder kamen zu uns und versuchten etwas abzustauben. Wir verteilten unseren Proviant an sie. Einige waren aber schon ein bisschen ausgebufft. Fotos nur gegen etwas essbares oder Geld! Mit viel zureden haben sie sich fotografieren lassen. Mit einem Lächeln im Gesicht kam ein alter Mann auf mich zu, eine Zigarette im Mundwinkel und das berühmte Victory-Zeichen machend (wie sie es alle machen - immer - ob jung oder alt). Er freute sich, dass ich ihn fotografieren wollte, und wieder hat er nicht die Möglichkeit die Bilder zu sehen.
Wir fuhren weiter Richtung Shangri-La. Vorbei an blühenden Feldern und Wiesen, immer mal wieder ein kleines Tal und der Blick auf die gewaltigen Berge am Horizont. Wir machten Halt, um einem kleinen Bedürfnis nachzugehen. An den Straßen stehen in regelmäßigen Abständen kleine WC Häuser. Außerdem wollten wir wissen, wie lange wir noch nach Shangri-La fahren müßten. So sind wir, das heißt unsere Fahrerin, He Yu-Mei, mit einer Tibeterin ins Gespräch gekommen. Sie war gerade dabei, ein neues Haus für die Töchter zu bauen. Auch hier bestand alles aus Holz, bis auf die Stirnseiten, die sind aus Stein oder ähnlichem Material und immer leicht angeschrägt. Die Deckenbalken sind mit Malereien und Schnitzereien verziert.Die Enkelin war von Tong Tong so fasziniert, dass sie ihm Blumen pflückte und ihn an die Hand nahm, um ihm alles zu zeigen. Der kleine Hund der Familie kam auch noch dazu um zu spielen, leckte die kleine immer wieder ab, während sie versuchte, einen kleinen Stein in seinen Mund zu stecken, was er mit einem leichten Knurren erwiderte. Ich hatte etwas Angst, dass er zubeissen würde. Sie unterließ es nach meiner Warnung. Die Tibeterin lud uns ein uns ihr Haus zu zeigen. Wir nahmen dankend an. So fuhren wir mit dem Auto zu ihrem Haus. Es stand auf einem kleinen Hügel, ein großer Innenhof wurde sichtbar, mit ein paar schwarzen Schweinen und Ackergräten. Eine breite Treppe führte in den ersten Stock, wo sich der Wohnbereich befand. Türen trennten den Wohn- und die Schlafräume. Eine kleine Treppe führte auf das Dach eines Nebengebäudes,
wo die Wäsche zum trocknen hing. Die Holzbalken waren auch hier mit Schnitzereien verziert. In einer Ecke lagen zwei ausgenommene und zugenähte Schweine - ohne Kopf und Füße zum trocknen, Rinderfüße und -Köpfe hingen zum trocknen von der Decke herab. Es wird eben alles verwendet. Das Wohnzimmer glich einem kleinen Museum oder Altar, mit Fotos vom Dalai Lama. Man sah Gegenstände, die auf ihren Glauben, den Buddhismus hinwiesen. Dort ein großes Poster vom Potala-Palast. Auf dem Innenhof gingen zwei kleine Wohnungen ab, für die Arbeiter. Nicht mehr als ein Zimmer mit einem Wirtschaftsraum. Von der großen Veranda führte eine Holztreppe zum Dachboden. Wir wollten weiter nach Shangri-La fahren, aber
He Yu-Mei hatte riet uns davon ab, weil wir auf der Rückfahrt wegen der vielen Straßenbauarbeiten Probleme bekommen könnten. Es war zwar nicht mehr weit, aber es wären zuviel Sehenswürdigkeiten. Hier zu übernachten war auch nicht möglich, weil wir am nächsten Morgen wieder nach Peking fliegen mussten. So sind wir gemütlch wieder zurück gefahren, vorbei an einem Blumenpark. Leider war der Frühling schon vorbei und danut auch die Blütenpracht. Bis auf ein paar gelbe Blumen und wildenm aber gut schmeckenden Erdbeeren, war nichts weiter zu sehen. Ein alter Tibeter kam mit seinem Hund vorbei und ging zu einem Obo Owoo), umrundete ihn 10 mal und legte einen Stein darauf. Das solle Glück bringen. Auf dem Obo lagen viele Steine mit tibetischer Schrift. Überall stehen diese Obo oder Stupa auf den Feldern, mit und ohne Fahnen. Ab und zu findet man die Stupa-Figuren auch auf neu gebauten Häusern. Nachdem wir noch einmal das gewisse Häuschen aufgesucht hatten, setzten wir unsere Fahrt fort. Was die gewissen Örtchen angeht: Da sollte sich die chinesische Regierung noch etwas einfallen lassen. Sie sind alle nicht touristenfreundlich, weder in den Restaurants noch in manchen Hotels. Die Behinderten WC's sind abgeschlossen oder werden als Abstellraum benutzt. (Das nur mal zwischen durch). Immer wieder sahen wir Häuser mit einem Innenhof und dicken Außenmauern. Neu für die Reichen und daneben die für die Arbeiter.
Wir setzten unsere Rückfahrt fort. Man musste etwas vorsichtiger fahren, denn häufig stehen plötzlich Pferde auf der Straße. In den kleinen Städten, die wir durchfuhren hingen an vielen Masten Überwachungskameras. Wir mußten das Tempo drosseln, denn Verkehrsdelikte können teuer werden. Jeder Schritt wird überwacht, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Wir fuhren über einen Nebenfluss vom Jangtse River. Die Häuser dort waren bis an die Flussufer gebaut. Irgendwie schienen sie nicht besonders vor Hochwasser geschützt. Da wir den ganzen Tag kaum etwas gegessen hatten, wurden wir hungrig. Nachdem wir den Jangtse überquert hatten, fuhren wir nicht nach rechts Richtung Lijiang, sondern zum Jadedrachenberg (Touristenpunkt mit Wanderung den Berg hoch, mit Eintrittsgeld). Das Lokal am Jangtseufer war aber nicht sehr einladend. Zu viele Fliegen, es war schmutzig und das Geschirr wurde vor dem Lokal gewaschen. Am Eingang zum Jadedrachenberg gab es kleine Verkaufsstände.
So haben wir uns dort mit Obst und warmen Maisstangen eingedeckt, und gemütlich am Straßenrand gegessen. Ein Eis gab es dann zum Abschluß. Die Weiterfahrt war wieder eine staubige Angelegenheit. Fast einspurig. Nach rechts auszuweichen war nicht möglich, denn da wären wir baden gegangen. Der Berg ruschte schon mächtig auf die Straße. So mussten wir ihn gut im Auge behalten. Am Ende unserer Fahrt hatten wir dann auch noch Pech. So 3km vor uns gab es einen Unfall mit einen LKW und PKW. Dazu kommt, dass es nur eine zweispurige Landstraße war. Feierabendverkehr! Es herrschte ein völliges durcheinander. Es dauerte 1 1/2 Stunden, bis wir die Unfallstelle erreichten. Die anwesende Polizei vor Ort stand herum und unterhielt sich, aber keiner kümmerte sich um den Verkehr. Abends hatten wir noch ein richtiges Essen mit einem schönen kalten Bier. Morgen früh müßten wir zurück nach Peking.
© bild und text k.völker
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